NOTARZT 2014; 02(01): 57-69
DOI: 10.1055/s-0034-1364964
Herz, Kreislauf und Gefäße
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnosen und Risikostratifikation bei Synkopen

Thomas Fleischmann
,
Christian Hohenstein
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Publikationsdatum:
19. März 2014 (online)

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Kernaussagen
  • Synkopen sind häufige Notfallsituationen mit kurzem Bewusstseinsverlust und rascher spontaner Erholung.

  • Kollapsgefühl, Kollaps und Synkope sind keine getrennten Einheiten, sondern ein Kontinuum.

  • Kollaps und Synkope werden identisch abgeklärt, Kollapsgefühl nur fallweise.

  • Synkopen sind in der Mehrzahl ungefährlich, in manchen Fällen liegen allerdings gefährliche oder lebensgefährliche Ursachen zugrunde.

  • Konvulsionen sind bei Synkopen häufig und sprechen nicht für einen Krampfanfall. Der Unterschied zwischen Synkope und Krampfanfall ist nicht die Konvulsion, sondern die rasche Reorientierung bei der Synkope und die Desorientierung nach einem Krampfanfall.

  • Synkopen sind keine transitorisch ischämischen Attacken (TIA): Die Synkope ist ein Bewusstseinsverlust ohne neurologisches Defizit, die TIA ist ein neurologisches Defizit ohne Bewusstseinsverlust.

  • Rhythmogene Synkopen sind die gefährlichsten Synkopen. Die Synkope kann dann das erste oder das letzte Zeichen vor dem Tod sein.

  • Die Letalität rhythmogener und kardiogener Synkopen übersteigt weit die der anderen Synkopenursachen.

  • Synkopen bei jungen Menschen und Synkopen beim Sport müssen immer abgeklärt werden, zumindest bei ihrem ersten Auftreten.

  • Mit zunehmendem Alter steigt die Letalität nach einer Synkope.

  • Bei jeder Synkope sollte möglichst frühzeitig ein 12-Kanal-EKG geschrieben werden – sie ist die wichtigste apparative Untersuchung.

  • Weitere wichtige Untersuchungen sind die Vitalwerte und ein Blutbild, letzteres zur Erkennung von noch okkulten Blutungen.

  • Über den Wert weiterer Untersuchungen muss im Einzelfall entschieden werden. Er ist häufig jedoch begrenzt.

  • Kann in der Notaufnahme keine Ursache der Synkope gefunden werden, dann werden häufig das Alter des Patienten und die San Francisco Syncope Rules herangezogen, um über die Notwendigkeit einer stationären Aufnahme zu entscheiden. Die San Francisco Syncope Rules ersetzen jedoch nicht die ärztliche Einzelfallbeurteilung.